Natur vor der Haustür

Anmerkung: Dieser Artikel wurde zuvor auf unsere Reiseseite Naturwunderer veröffentlicht. Gerne kannst du hier auch durchstöbern.

Wenn ich darüber nachdenke, wo ich am besten Zeit in der Natur verbringen kann, schweifen die Gedanken immer ganz schnell ganz weit ab. Die Alpen, Skandinavien oder sogar Neuseeland. Auf jeden Fall gibt es besondere Naturgebiete nur woanders. Hast du dich auch schon einmal bei dem Gedanken erwischt?

Umso schöner ist dann die Erkenntnis, dass es keine Reise oder einen Ausflug braucht, um in Kontakt mit der Flora (Pflanzenwelt) und Fauna (Tierwelt) zu kommen. In diesem Fall war es die Waldfauna, welche mir diese Erkenntnis gebracht hat.

Mit Rucksack, einer Flasche Wasser und der Kamera bewaffnet, habe ich mich abends auf den Weg gemacht, um das Waldgebiet außerhalb des Skulpturenparks Waldfrieden (den ich übrigens noch nie besucht habe) zu erkunden. Am Boulodrome des PTSV Wuppertal (eine Anlage zum Boule spielen, übrigens auch noch nicht genutzt) und kurz vor dem Alfred-Panke-Bad, wo die Wasserfreunde Wuppertal zu Hause sind (dreimal darfst du raten, natürlich habe ich dem Bad noch keinen Besuch abgestattet) bog ich links ab, um mich in den Wald zu begeben. Dabei machten diese leckeren Brombeeren in den letzten Strahlen der Sonne auf sich aufmerksam.

 

Eigentlich wollte ich nur etwas Zeit verbringen und versuchen einige schöne Motive vor die Kamera zu bekommen, trotzdem hoffte ich, vor allem einen Blick auf die heimische Tierwelt zu erhaschen. Besonders die Rehe hatten es mir angetan, seit ich bei einem abendlich Lauf hinter einer Kurve auf ein Reh traf, das mindestens genauso überrascht und verdutzt wie ich ausgeschaut haben muss. Allein seine Reaktion war etwas schneller, als es mit einem Sprung in den Büschen verschwand.

Deshalb hatte ich mit vorgenommen, mit besonders offenen Augen nach diesen Waldbewohnern Ausschau zu halten. Aber zuerst musste ich mich mühsam den steilen Anstieg zum Anfang des Waldes hochmühen. Dann betrat tat ich die ersten Schritte unter die alles überdeckenden Kronen der Bäume und war wieder einmal überrascht, welchen Unterschied die Überschreitung dieser imaginären Grenze macht. Stille und Vogelgezwitscher statt Lärm und Autogehupe. Der Duft des Waldes statt des Gestankes der Straßen. Der weiche Waldboden statt der asphaltierten Betonwüsten.

Hier ist es wieder möglich, sich auf seine Sinne zu konzentrieren. Den noch feuchten Waldboden zu riechen, das Rauschen der Blätter und das Singen der Vögel zu hören, die durch die Baumwipfel durchbrechenden Strahlen der Sonne zu sehen, die reifen Brombeeren zu schmecken oder die Rinde der Ruhe ausstrahlenden Bäume zu fühlen. Nach und nach bewegte ich mich bergaufwärts, versuchte die Quellen des Vogelgesanges zu finden und ihre Besitzer zu fotografieren oder einfach nur die Szenerie auf mich wirken zu lassen und mich möglichst leise fortzubewegen.

 

Oberhalb des Skulpturenparks hörte ich dann zum ersten Mal ein lauteres Knacken im Unterholz und versuchte sofort den Ursprung zu erspähen – was mir aber leider nicht gelang. So entschied ich mich für eine kurze Pause und genoss den Blick auf die Hardt und den Elisenturm, welche auf der anderen Seite des Tals zu sehen waren.

Da es mittlerweile dunkel wurde, entschied ich mich über einen kleinen Schlenker wieder den Weg nach Hause anzutreten. Überraschendweise bin ich während der ganzen Zeit keiner Menschenseele begegnet, obwohl hier normalerweise immer viele Leute mit ihren Hunden anzutreffen sind. Die Möglichkeit, Rehe zu sehen, hatte ich mittlerweile aufgegeben, ebenso wie meine Vorsicht bei der Fortbewegung.

„Das Glück kommt zu Dir, wenn Du es nicht mehr jagst.“

Und wie es schon viele Menschen erfahren haben, findet man die Dinge die man sucht, dann, wenn man sie nicht mehr erzwingen möchte.

Als ich gerade einen Stein übersehen und etwas Lärm gemacht hatte, erschrak sich auch der Rehbock der etwas dreißig Meter entfernt von mir im Wald war. Nach einer kurzen Flucht hatte er sich beruhigt und fing wieder entspannt an, an den kleinen Trieben und Blättern zu knabbern. Ich verharrte völlig still und war überglücklich, dass ich auf diese Art doch noch ein Reh zu Gesicht bekommen habe. Einfach, weil ich über einen längeren Zeitraum hier war. Nach kurzer Zeit sah ich in den Büschen noch zwei weitere Rehe, welche sich halb neugierig hinter den Büschen versteckt waren, nach kurzer Zeit aber ihre Scheu verloren und wieder ihrer Essenssuche nachgingen.

Nachdem ich ein paar Fotos gemacht hatte, packte ich die Kamera weg und genoss diesen Anblick und die Szenerie, die sich in diesem Moment nur für mich abspielte. Als die Rehe sich auf den Weg wieder in die Tiefen des Waldes aufmachten, machte auch ich mich auf den Weg nach Hause, froh und glücklich sowie mit der Gewissheit, dass die Magie der Natur direkt vor unserer Haustür liegt.

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