Rund ums Gelpetal und die Ronsdorfer Staumauer

7,9 Kilometer

150 Höhenmeter

2 Stunden und 12 Minuten

Niedrigster Punkt: 200 m

3,6 km/h

Höchster Punkt: 330 m

Zusammenfassung der Wanderung

Im Gelpe- und Saalbachtal unterwegs zu sein, bedeutet auch auf unzählige Spuren der Industriegeschichte zu treffen. Ungefähr seit dem 14. Jahrhundert wurde hier die Wasserkraft der Gelpe und des Saalbaches zur Verarbeitung des Eisenerzen in den Schleifkotten zu u.a. Sensen und Scheren und in den Hämmern zu Schmiedeeisen. Die Standort sind durch die Stauanlagen und Wassergräben noch heute sichtbar und informative Schilder bieten dem interessierten Wanderer weitere aufschlussreiche Details.

„Das Gelpetal bildet zusammen mit dem Saalbachtal ein bewaldetes Naherholungsgebiet im Süden der Stadt Wuppertal an der Grenze zu Remscheid.” (Gelpetal)

  • Schwierigkeitsgrad: Einfach
  • Typ: Rundwanderung
  • Highlights: Schleifkotten und Hämmer, Ronsdorfer Staumauer
  • Einkehrmöglichkeiten: Haus Zillertal
  • Kurzbeschreibung: Einfache Wanderung, durch Wuppertaler Industriegeschichte. Entlang der Gelpe und des Saalbaches (Ronsdorfer Talsperre) finden sich viele Informationen über die Schleifkotten und Hämmern. Außerdem gibt es rund um die Ronsdorfer Talsperre eine interessante Themenwanderung mit vielen Informationsschildern zum Thema Natur für Kinder.

Komoot Wanderdetails

Beschreibung der Wanderung

Startpunkt ist das ehemalige Ausflugslokal “Bergisch Nizza” im Gelpetal. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts wandelte sich das Gelpe- und Saalbachtal nach und nach in einen Erholungsraum. Dazu trugen unter anderem viele Restaurants und Ausflugslokale bei. Das Bergisch Nizza war eines der ersten und wenn man den Berichten der Zeitzeugen glaubt, auch das prächtigste. (Bericht in der WZ). Leider wurde das Lokal in Folge der Bombenangriffe von 1943 zerstört. Heute erinnert hier nur noch ein Schild an den Standort. Aber dieser Standort ist für viele Wanderfreunde, Läufer, Fahrradfahrer, Spaziergänger, Reiter oder Hundeliebhaber der Ausgangspunkt, um das Gelpetal zu erkunden. Das ist auf unzähligen Wanderwegen möglich, die die Wuppertaler Abteilung des Sauerländischen Gebirgsvereins markiert hat.

So starte ich also am Wanderparkplatz Bergisch Nizza und sehe mich direkt mit der Industriegeschichte konfrontiert. Vor mir ragt der Schornstein des ehemaligen Oberen Jansenkotten empor.

Im Gelpe-/ Saalbachtal gab es insgesamt 25 Hämmer und Schleifkotten, an der Mehrzahl der Überresten bzw. ehemaligen Standorten werde ich heute entlang wandern. Aber warum siedelten sich genau in diesen beiden Tälern, so viele Hammerwerke und Schleifkotten an? Gab es hier so viel Eisenerz zum verarbeiten? Einen unerschöpflichen Holzvorrat?

Nein, es lag (vor allem) am Regen. Dass Wuppertal eine recht regenreiche Stadt sein kann, ist bekannt. Das führt allerdings auch zu einem steten Wasserreichtum und vielen kleinen Bächlein oder Flüsschen, der Kraft für den Antrieb verwendet werden konnte. Zwar wurde auch vereinzelt heimisches Eisenerz verarbeitet, aber die Hammerwerke verarbeiteten hauptsächlich den Siegerländer Stahl zu hochwertigen Stahl – auch Raffinierstahl genannt – weiter oder bereiteten den Stahl für die Weiterverarbeitung zu Sensen o.ä. vor. Zur Verarbeitung musste der Stahl natürlich erhitzt werden, das geschah mit Holzkohle, welche zuerst aus dem heimischen Wald hergestellt und später importiert wurde.

Für ein Hammerwerk oder Schleifkotten wurde meistens ein Stauteich angelegt (es hat natürlich nicht immer geregnet). Dafür wurde vom Fluss, in diesem Fall der Gelpe, ein extra Graben angelegt. Der Obergraben führt vom Mutterfluss zum Stauteich, mit der Möglichkeit über den Abfallgraben überflüssiges Wasser zuvor abzuleiten. Gab es keine Abfallgraben vor dem Stauteich, wurde ein Flutgraben vom am Ende des Stauteiches angelegt. Das vom Stauteich abfließende Wasser treibt dann das Wasserrad an und fließt über den Untergraben wieder in den Mutterfluss zurück. Am Pickardskotten kann sehr gut der ehemalige Stauteich erkannt werden.

So hat jeder Standort seine einmalige Lage und Geschichte, über welche die Infoschilder aufklären. Nach kurzer Zeit wird die Gelpe dann überquert und es geht durch eine schöne Waldlandschaft und anschließend weite, grüne Felder hinauf zur Ortschaft Holthausen. Hier ist auch die Klinik Bergisch-Land angesiedelt.

Feld Holthausen
Strahlendes Grün vor Holthausen

Nun geht es wieder abwärts ins Saalbachtal und ich erreiche bald die Ronsdorfer Talsperre, in der sich der Saalbach staut. Die Ronsdorfer Talsperre wurde zur Sicherung der Trinkwasserversorgung in Ronsdorf von 1898 bis 1899 errichtet und offiziell am 11.11.1899 eröffnet. Zu dieser Zeit war es üblich, die Talsperre nach der Stadt (Ronsdorf war damals noch eine eigene Stadt – wie auch Elberfeld und Barmen. Der Zusammenschluss erfolgte erst 1929) und nicht nach dem Fluss zu benennen. Sonst würden wir heute von der Saalbach Talsperre sprechen. Rund um die Ronsdorfer Talsperre ist ein schöner Natur-Lehrpfad für Kinder angelegt, wo diese viel über die Tiere in diesem Ökosystem erfahren können.

Zur richtigen Tageszeit können hier auch immer wieder Tiere entdeckt werden. So sah ich unter anderem Rehe durchs Unterholz laufen und hörte das Klopfen eines Spechtes, den ich dann nach geduldigem Warte auch tatsächlich zu Gesicht bekam.

Specht im Baum
Hallo, da ist ja doch jemand zu Hause

Im unteren Verlauf haben sich entlang des Saalbaches Feucht- und Nasswiesen gebildet, welche ein wichtiger Lebensraum für Tiere und Pflanzen sind. Wer Glück hat, kann hier wohl auch mal einen Feuersalamander entdecken.

Entlang des Saalbaches sehe ich zu meiner linken immer wieder alte Stauteiche, die auch heute noch mit Wasser gefüllt sind und einem deutlichen vor Augen führen, wie dicht gestaffelt hier vor über 100 Jahren die Schleifkotten und Hammerwerke aneinandergereiht waren.

Alter Stauteich
Alter Stauteich

Dann erreicht der Saalbach und auch ich das Zillertal, wo im gleichnamigen Café-Restaurant Haus Zillertal eine Pause eingelegt werden kann. Der Saalbach, der auf seinem Lauf von 2,5 km ungefähr 115 Meter an Höhe verliert, mündet hier in die Gelpe. Und eben dieser Gelpe folge ich jetzt entgegen ihrer Fließrichtung zurück zum Startpunkt. Dabei zeigt sich das Gelpetal von seiner schönsten Seite. Die Gelpe ist 5,8 km lang, mündet in den Morsbach, der wiederum in die Wupper mündet. (Gelpe)

Gelpe
Die Gelpe

Auf dem Weg komme ich auch am Käshammer vorbei, der durch seinen gut erhaltenen Fachwerkaufbau (Ende 19. Jahrhundert) als Wahrzeichen des Gelpetals gilt.

Käshammer
Käshammer

Neben der an jeder Ecke spürbaren Industriegeschichte wird das Gelpetal aber ihrem Ruf als Naherholungsgebiet gerecht, da die Gelpe in Verbindung mit den Feuchtwiesen, den Auenlandschaften und die Einbindung in den Wald an sehr vielen Stellen für tolle Momente sorgt.

Das war definitiv eine Runde, die Industriegeschichte mit toller Natur und Erholung verbindet.