Bergischer Panoramasteig: 2. Etappe – von Lindlar nach Biesfeld (eine Nacht im Zelt)

20 Kilometer

↗ 490 m ↘ 420 m

5 Stunden und 43 Minuten

Niedrigster Punkt: 130 m

3,5 km/h

Höchster Punkt: 290 m

Planung

der eigenen 

Anfahrt

Zusammenfassung der Wanderung

Lindlar ist zugleich Endpunkt der 1. Etappe und Startpunkt der 2.Etappe des Bergischen Panoramasteig. Die Wanderung führt durch das Oberbergische Land in Richtung Biesfeld. Zur Anreise bietet es sich an, entweder am Start- oder am Zielort zu parken. Von dort gelangt man mit der Buslinie 335 (zu den richtigen Zeiten) innerhalb einer halben Stunde zum gewünschten Ort hin oder zurück.  Vom Startpunkt werden zu Beginn direkt das Schloss Heiligenhoven sowie das Freilichtmuseum Lindlar passiert. Danach geht es durchbewaldeter Gebiete, entlang neu angelegter Fahrradtrassen, über entlegene Gehöfte und vergessene Orte. Langweilig wird es durch das wellige Profil der Tour nie, wofür vor allem die immer wieder weiten Aussichten sorgen.

  • Schwierigkeitsgrad: Schwer
  • Typ: Streckenwanderung
  • Highlights: LVR-Freilichtmuseum Lindlar, Schloss Heiligenhoven, Alter Bahnhof Linde, Domblick
  • Einkehrmöglichkeiten: Rucksackverpflegung sollte vorhanden sein
  • Kurzbeschreibung: Durch das ständige Auf und Ab auf der gut zwanzig Kilometer langen Strecke eine sehr anspruchsvolle Wanderung. Kulturelle Highlights säumen die Strecke zu Beginn, danach nimmt das Bergische Land den Wandernden in sich auf und bietet tolle Momente in der Natur.

Komoot Wanderdetails

Beschreibung der Wanderung

Nachdem ich die erste Etappe des Bergischen Panoramasteig (BP) im Frühling dieses Jahres erwandert habe (Bericht: 1. Etappe Bergischer Panoramasteig) hatte ich den Weg fürs erste aus meine Gedanken geschoben. Aber nun, zum Ende dieses wahrlich wunderbaren Sommers stand ein freies Wochenende vor der Tür und in Verbindung mit einer Nacht alleine im Zelt, schweiften meine Gedanken dann doch wieder zurück. Wenn ich mich an die erste Etappe zurückerinnerte, fiel mir immer eins auf: so viel Wald und Wiesen und so wenige Menschen. Eins musst du dir bewusst sein, wenn du auf dem BP unterwegs bist: es geht ihn kein anderer. Die wenigen Menschen, die du treffen wirst, sind Spaziergänger aus der näheren Umgebung. Und so sollte sich hoffentlich keiner daran stören, wenn ich mein Zelt für eine Nacht aufschlagen wollte.

Aber der Reihe nach. Ich kam Freitagnachmittag in Lindlar an und machte mich vom Zentrum auf in Richtung Schloss Heiligenhoven, wo ich den BP beim letzten Mal verlassen hatte. Hier wartet auch der zweite Etappenstein am Weg. Wiedereinmal mit einem klugen Spruch. Die Steine  und die Sprüche gefallen mir sehr. Mal simpel, mal tiefgründig – entscheidet selbst.

“Viel Wandern macht bewandert.” (Peter Sirius, dt. Dichter und Aphoristiker)

Etappenstein Lindlar

Ich jedenfalls fühlte mich am späten Nachmittag mit jedem Schritt bewanderter. Zu Anfang passiert der Weg das LVR-Freilichtmuseum Lindlar. Hier gibt es immer wieder wechselnde Ausstellungen und spezielle Veranstaltungen für Groß und Klein. Aber es werden auch Seminar und Führungen angeboten. Auch als ich das Museum links liegen ließ, war gerade eine größere Gruppe zu einer Führung versammelt.

Kurze Zeit später erreiche ich die ehemalige Bahntrasse der Sülztalbahn. Diese führt vom Startpunkt am Marktplatz in Lindlar über 9,8 Kilometer zum Schloss Georghausen. Hier sind auch am Abend noch einige Spaziergänger und Fahrradfahrer unterwegs. Die Umwandlung der Trassen erfolgt also nicht nur rund um Wuppertal, sondern ist überall sehr beliebt. Nach einem kurzen Stück verlasse ich die asphaltierte Strecke und finde mich kurze Zeit später vor dem ehemaligen Bahnhof Linde wieder. Der Bahnhof war ein Teil der Bahnstrecke Köln – Mühlheim – Lindlar und wurde Ende 1912 eröffnet. Bis 1960 wurden auf dieser Strecke Personen und bis zur Stilllegung der Strecke 1966 verkehrten Güterzüge. Mittlerweile befindet sich das Gelände im Privatbesitz und bietet ein stimmungsvolles Ambiente.

Alte Eisenbahn am Bahnhof Linde

Entlang alter Höfe geht es danach weiter, an halb verdorrten Maisfeldern entlang und durch stimmungsvolle Wälder. Es ist der Dreiklang des Bergischen Landes. Höfe, Felder, Wälder. In allen vorstellbaren Varianten.

Anfang September, kurz vor der Maisernte, die ab Ende September normalerweise beginnt, sieht man den Feldern den trockenen Sommer deutlich an. Und auch heute ist es für einen Septemberabend überdurchschnittlich warm. Auch die Lindlarer Sülz, die ich bald überquere führt nur sehr wenig Wasser. Der knapp 24 Kilometer lange Fluss fließt über die Sülz in die Agger und später in den Rhein. Wasserknappheit überall. Über die Dörfer Ebbnighausen und Hömmerich gelange ich schließlich zum Reimelsberg. Hier paaren sich eine schöne Aussicht mit Abgeschiedenheit – somit optimale Voraussetzungen für den Aufbau des Zeltes. Die Abgeschiedenheit ist dann wohl doch nicht so gegeben, denn noch bevor ich mein Zelt aufbauen kann, kommt der örtliche Bauer vorbei. So kann ich ihn auch gleich fragen, ob es ein Problem gibt, wenn ich das Zelt hier aufschlage. Er guckt mich zwar etwas irritiert an, dass ich hier alleine unterwegs bin hat aber ansonsten nichts einzuwenden. Und so steht kurze Zeit später das Zelt.

Schnell bricht auch die Nacht hinein und so sitze ich vor dem Zelt, koche mir noch einen Tee und genieße den Nachthimmel. Und sehe plötzlich zwei Rehe am anderen Ende der Wiese grasen. Was ein Gefühl. Und genau das, was ich mir vorgestellt habe.

Nur die Nach, die kam dann anders als erwartet. Es ist halt doch September. Und ein klarer Himmel bedeutet auch immer eine kalte Nacht. So erwachte ich gegen drei Uhr leicht zitternd bei Temperaturen knapp über dem Gefrierpunkt. So musste ich mir doch eine Lage Kleidung mehr anziehen, um die Nacht angenehm verbringen zu können. Nächstes Mal muss ich wohl doch den dickeren Schlafsack mitnehmen. Dafür entschädigt der Blick am Morgen über die taufrischen Wiesen für die kalte Nacht.

Morgenstund hat Gold im Mund

Wuhu. Gibt es einen besseren Ausblick am Morgen? Klare, frische Luft. Strahlend blauer Himmel und eine schöne Landschaft.Das Zelt hatte ich natürlich in der einzigen Ecke des Feldes aufgebaut, dass im Schatten blieb. So trocknet es natürlich nicht. Also schnell an einer sonnigeren Stelle aufgebaut, um es wenigstens etwas zu trocknen.

Zelt am Morgen

Trotzdem ist das Zelt immer noch leicht nass, als ich mich auf den Weg in diesen schönen Tag mache. An dem es erst einmal bergauf geht. Bei Reudenbach bietet sich wieder ein toller Ausblick, bevor es kurz danach in den Wald und hinab zum Olpebach geht.

Besonders die Blicke aus dem Wald hinaus, die das Licht-Schatten-Spiel unterstreichen, sind immer wieder toll.

Blick aus dem Wald zurück

Und so geht es weiter am Bach entlang, den ich aber bald danach wieder verlasse und langsam mit dem Aufstieg zum Etappenstein bei Biesfeld beginne. Immer wieder geht es dabei entlang schöner Felder und meist bin ich dabei für mich alleine unterwegs. Erst am Etappenstein begegne ich wieder einem Spaziergänger mit seinem Hund.

“Des Wanderns Lust ist, dass man die Zwecklosigkeit genießt.” (Lieh Tse, chin. Philosoph)

Etappenstein KürtenUnd auch an diesem Spruch ist etwas dran. Ich bin von A (Lindlar) nach B (Biesfeld) gegangen, nur um jetzt wieder nach Hause zu fahren. Aber gerade dieses scheinbar zwecklose ist es, was das Wandern so besonders macht. Es zählt nur A und B. Und dazwischen kann sich, das Bewegen und die Umgebung einfach genießen.

Viel Spaß euch auf dem Bergischen Panoramsteig – ob mit oder ohne Zelt ist diese Etappe zu empfehlen.