Über den Wupperweg von Elberfeld nach Beyenburg – Wuppertal im Grünen durchqueren
16,6 Kilometer
↗ 420 m ↘ 410 m
4 Stunden und 47 Minuten
Niedrigster Punkt: 180 m
3,5 km/h
Höchster Punkt: 330 m
Planung
der eigenen
Anfahrt
Zusammenfassung der Wanderung
Wie manche von euch mitbekommen haben, darf ich mich seit April offiziell als Wanderführer bezeichnen. Um diesem Ehrenamt auch mal gerecht zu werden, habe ich für den wanderbegeisterten Freundes- und Familienkreis eine Wanderung angeboten. Dabei ging es von unseren aktuellen Wohnort in der Südstadt (Wuppertal Hbf oder Schwebebahnstation Landgericht als gute Startpunkte) in mein Heimatdörfchen Beyenburg.
Die Wanderung bietet einen tollen Einblick in die grünen Seiten Wuppertal – durch Parkanlagen, Wälder sowie (Klein-) Gärten und lässt einen fast vergessen, dass hier eine Großstadt von West nach Ost durchwandert wird.
- Schwierigkeitsgrad: Mittel
- Typ: Streckenwanderung
- Highlights: Skulpturenpark, Mittelpunkt Wuppertals, Toelleturm, Creme Eis, Wupper, Beyenburg
- Einkehrmöglichkeiten: Cremé Eis am Toelleturm, Eiscafé Cortina (Facebook Seite)
- Kurzbeschreibung: Tolle Wanderung, die einem die grünen Seiten Wuppertals vor Augen führt. Zuerst führt der Weg bis zum Toelleturm und dem mit 330 m höchsten Punkt der Tour stetig durch den Wald bergauf. Hier bietet es sich an eine erste Pause einzulegen. Anschließend führt der Weg durch den Vorwerk-Park hinab, bis die Wupper am Wuppertaler Ortsteil Laaken erreicht wird. Entlang der Wupper geht es dann mal mehr, mal weniger hügelig bis nach Beyenburg.
Komoot Wanderdetails
Beschreibung der Wanderung
Grün ist Wuppertal. Das war die übereinstimmende Rückmeldung nach dieser Wanderung. Und die Tatsache, dass dieser Fakt so hervorgehoben wird, ist nicht verwunderlich, denn die Wanderung führt aus der Elberfelder Südstadt startend quer durch Wuppertal nach Beyenburg. Mitten durch eine Großstadt, das kann doch eigentlich nicht schön sein. Und ist es auch nicht wirklich, wenn den Hauptrouten entlang der Talachse gefolgt werden würde. Aber lässt man seinen Blick vom Tal nach oben schweifen, sieht man eben dieses grün – Bäume, Wälder durch die wir gewandert sind.
Dabei sind wir dem Wupperweg gefolgt, der in diesem Teilstück überraschenderweise eben nicht der Wupper folgt. Aber wer, außer Autofahrer und Fahrgäste der Schwebebahn möchten der Wupper 13 km durch die Stadt folgen. So wurde bei der Planung des Wupperwegs 2005 (hier arbeiteten der Sauerländische Gebirgsverein, kurz SGV, und der Wupperverband zusammen) beschlossen, dass der Wupperweg von Laaken bis zum Wanderparkplatz an der L74 nach Solingen über die grünen Wuppertaler Höhenzüge führt. Absolut verständlich. Hierbei müssen zwar einige extra Höhenmeter zurückgelegt werden, allerdings eröffnen sich dadurch auch fantastische Aussichten (insbesondere rund um den Toelleturm) auf Wuppertal.
Um kurz vor 9 Uhr waren wir vollzählig (10 Wanderbegeisterte und ein aufgeregter Wanderführer) am Treffpunkt in der Südstadt versammelt und machten uns auf zum Hesselnberg, wo wir am Skulpturenpark den Mittelpunkt Wuppertals besuchten. Würde man die Karte Wuppertals ausschneiden, könnte man sie genau in diesem Punkt ausbalancieren. Berechnet wird dies über den Schwerpunkt vieler kleiner Dreiecke, in die das Stadtgebiet rechnerisch zerlegt wird.
Jetzt ging es bergauf – aber auch nur weil sich der Skulpturenpark Waldfrieden hier ausgebreitet hat. Benannt nach der Villa Waldfrieden, die der Wuppertaler Chemieunternehmer Kurt Huberts bis zu seinem Tod 1989 bewohnte, wurde der Park 2006 vom englischen Künstler Tony Cragg gekauft, nach seinen Vorstellungen gestaltet und 2008 eröffnet. 2012 fand dann die für die Wanderwege verheerende Erweiterung statt, so dass der Wupperwegwanderer jetzt einen Umweg oberhalb des Parks nehmen muss. Aktuell befinden sich 40 Skulpturen im Park, 23 von Cragg persönlich und 17 von anderen Künstlern. Darüber hinaus gibt es immer wieder verschiedene Wechselausstellungen und die KlangArt, die Kunst, Musik und Natur verbindet.
Nach dem kulturellen Programm ging es dann weiter, gemächlich aufsteigend durch den Kothener Busch in Richtung des Toelleturms. Am oberen Ende der Barmer Anlagen angekommen war dann Zeit für die erste Rast und wir genossen den Blick auf den Toelleturm. Leider waren wir für ein leckeres Creme Eis (ab 11 Uhr) und die Besichtigung des Toelleturms (ab 12 Uhr) zu früh dran. Aber auch so hatte jeder genug Verpflegung dabei und es wurden fleißig leckere Müsliriegel getauscht.
Mit dem Toelleturm hatten wir den höchsten Punkt der heutigen Tour erreicht (330 m). Der Turm selber ist 26,25 Meter hoch und benannt nach dem Unterbarmer Textilfabrikant Ludwig Ernst Toelle (1822 – 86). Da dieser die frische Luft und die Fernsicht an dieser Stelle genoss, stiftete seine Familie nach seinem Tod dem Barmer Verschönerungsverein 15.000 Goldmark zum Bau des Turmes, der dann 1888 eröffnet wurde. Doch die Zeit spielte dem Turm böse mit, so dass der Barmer Verschönerungsverein gut ein Jahrhundert später (1989) einen Spendenaufruf zur Sanierung und Rettung des Turmes startetet – und das so erfolgreich, dass die Sanierung schon 1990 stattfinden konnte.
Nach der Pause führte uns der Wupperweg durch den Vorwerk-Park und die dortige tolle Botanik. Nachdem wir den Murmelbach überschritten und dem vom Fluss geprägte Tal gefolgt waren, ging es endlich bergab und damit in Richtung Namensgeber des Weges.
Am Fuße des Hammesberg und kurz vor Laaken sahen wir dann endlich zum ersten Mal die Wupper. Aber die Freude wehrte nur kurz, denn kurz nach dem Ortseingang von Laaken ging es wieder ein Stückchen bergauf, vorbei an der alten Kirche und dann über Waldwege. Kurz vor Ende des Wuppertaler Ortsteil kehrten wir wieder zur Wupper zurück und da wir seit dem Toelleturm weitere 5 Kilometer zurückgelegt hatten, bot sich auf dem Spielplatz direkt an der Wupper einer toller Platz zur Erholung – in der Sonne oder im Schatten, je nach Vorliebe.
Nach dem wir wieder gestartet waren, blitzten auf der anderen Seite der Wupper ein paar alte Backsteingebäude zwischen den Bäumen auf und damit ein Stückchen dunkle Geschichte Wuppertals. In Gebäude der ehemaligen Putzwollfabrik wurde ab Juli 1933 eines der ersten Konzentrationslager in Deutschland betrieben. Zeitgleich waren bis zu 1.100 Gefangene hier inhaftiert, im gesamten Zeitraum bis Januar 1934 an die 4.500 Inhaftierte, meist politische Gefangene (KPD, SPD). Das KZ wurde nach 7 Monaten wieder geschlossen – unter anderem auf Grund der Proteste der Wuppertaler, da das KZvon diesem Weg aus gut einsehbar war, und somit das Leiden der Menschen nicht komplett verborgen war. 50 Jahre später wurde das Mahnmal zum Gedenken an die Opfer errichtet.
Wir folgten der Wupper weiter flussaufwärts bis zum kleinen Örtchen Kemna, wo wir bei der Tennishalle die Wupper überquerte, also “über die Wupper gingen”. Dieses bekannte Sprichwort hat verschiedene Entstehungsgeschichten. Zum einen war auf der Wuppertaler Gerichtsinsel früher ein Todestrakt (über wie Wupper gehen – sterben), aber auch das Amtsgericht (über die Wupper gehen – Bankrott/ Insolvenz). Historisch lässt sich dieser Begriff aber wahrscheinlich auf die politische Situation zu Anfang des 18. Jahrhunderts zurückführen. Die Wupper markierte die Grenze zwischen dem Herzogtum Berg und der Grafschaft Mark, welches zu Preußen gehört. Da die Preußen zu dieser Zeit mal wieder Krieg führen mussten, wurden die jungen Menschen in allen Gegenden des Reiches zwangsrekrutiert. Da viele junge Männer der Grafschaft Mark darauf aber überraschenderweise keine Lust hat, flüchteten sie über die Wupper, in die Sicherheit des Herzogtum Bergs.
Wir waren heute nicht auf der Flucht, aber die Vorfreude auf ein leckeres Eis in der Eisdiele in Beyenburg trieb auch uns an und so folgten wir der Wupperschleife rund um die Papierfabrik Erfurt und mussten anschließend nur noch die Porta Westfalica durchqueren. Das Tor zu Westfalen bezeichnet einen Durchbruch durch den Felsen an der Beyenburger Straße nach Schwelm. Die Wupper und vor allem die Beyenburger Brücke markieren hier eine wichtiger Grenze und das über viele Jahrhunderte. Früher trennte sie hier die Franken von den Sachsen, das Herzogtum Berg von der Grafschaft Mark, während heutzutage hier die Grenzlinie zwischen den Regierungsbezirken Düsseldorf und Arnsberg sowie zwischen den Städten Wuppertal und Schwelm verläuft – und eben zwischen dem Rheinland und Westfalen. So freuten wir uns die Porta Westfalica zu durchqueren und wieder auf Wuppertaler Stadtgebiet die letzten Meter zur Eisdiele zurückzulegen und unsere verdientes Spagehtti-Eis zu genießen.
Die Wanderung hat mir persönlich sehr viel Spaß gemacht und soweit ich das aus den Rückmeldungen und den müden, aber zufriedenen Gesichtern der elfköpfigen Truppe erkennen konnte, auch dem Rest. Mich hat es gefreut, dass an einem Sonntag so viele Leute sich mit mir auf den Weg gemacht und Wuppertal von West nach Ost durchquert haben. Gerne wieder!