Durch Wald und über Wiesen in Obersprockhövel

9,3 Kilometer

↗ 200 m ↘ 200 m

2 Stunden und 38 Minuten

Niedrigster Punkt: 210 m

3,5 km/h

Höchster Punkt: 300 m

Planung

der eigenen 

Anfahrt

Zusammenfassung der Wanderung

Nachdem ich bei der letzten Wanderung vermehrt die Rückmeldung vernommen habe, doch alsbald wieder loszuziehen, führte meine zweite angebotene Wanderung durch die Wälder und über die Wiesen Obersprockhövels. Auf der abwechslungsreichen Wanderung entlang verschiedener kleiner Bäche (Felderbach, Paasbach)  und durchs hügeligem Gelände eröffnet sich sogar der Blick bis nach Bochum. Da ist auch die Verbindung zum Bergbau nicht weit, was an der am Wegesrand gegenwärtigen Industriegeschichte (Stichwort: Bergbau) sichtbar wird.  Die Wanderung kann mit einem Besuch im Hofladen der Kornbrennerei Hegemann abgeschlossen werden.

  • Startpunkt: Wanderparkplatz Bruch im Talgrund (Kreuzung der Straßen Bruch, Löhener Straße und Kreßsieper Weg) – Alternative: Bus 332/ 583 bis Sprockhövel-Neuamerika und dann 5 Minuten zu Fuß
  • Schwierigkeitsgrad: Einfach
  • Typ: Rundwanderung
  • Highlights: Erbstollen, Blick auf Bochum, Kornbrennerei Hegemann
  • Einkehrmöglichkeiten/ Verpflegung:  Kornbrennerei Hegemann
  • Kurzbeschreibung: Kurzweilige Wanderung  über Wald- und Wiesenwege. Einige kurze, aber knackige Anstiege. In der Mitte der Wanderung muss ein Feld mit Kühen überquert werden (Vorsicht mit Hunden) und am Ende eine vor allem an Sonntagen viel befahrene Hauptstraße. Ansonsten viele kleine Häuseransammlungen mit ländlichen Charme.

Komoot Wanderdetails

Beschreibung der Wanderung

Samstag morgens, Punkt 9 Uhr. Eigentlich eine Uhrzeit, wo sich so mancher noch einmal müde umdreht und das Wochenende mit einem saftigen Gähner einleitet. Oder sich am Wanderparkplatz in Obersprockhövel zu einer kleinen Wanderung trifft. Zu neunt ging es diesmal los auf die gut neun Kilometer lange Wanderung. Bei strahlendem Sonnenschein und blauem Himmel folgten wir zuerst dem kleinen Felderbach – wobei wir zu Anfang immer wieder den großen Traktoren ausweichen musste.

Blick auf das Felderbachtal

Zumindest solange bis wir die Straße verlassen konnten und uns in einem waldigen Anstieg befanden. Von hier gut zu erkennen ist das Ende, das sogenannte Mundloch des Kreßsieper Erbstollen. Die Erbstollen dienten der Entwässerung der angeschlossenen Bergwerke (Zechen) und zogen sich manchmal mehrere Kilometer unter Tage entlang. Ungefähr alle 300 Meter musste zum bewettern (Versorgung mit frischer Luft) ein Lichtloch geschaffen werden. Dieser sind meist noch durch kleine Halden zu erkennen, da hier auch direkt der Abraum aus dem Erbstollen angehäuft wurde. In der Gegend gab es neben dem Kreßsieper Erbstollen noch zwei andere: den Schlebuscher Erbstollen, der mit 13 km einer der längsten war und der Herzkämper Erbstollen, dessen Halden gut am Anfang des Weges zur linken erkennbar sind.

Blick auf das Ende des Erbstollens im Tal

Nach der überraschenden Erkenntnis, dass auch hier Bergbau betrieben wurde und wir uns im Ausläufer des südlichen Ruhrgebietes befinden, ging es durch eine schöne Waldpassage, die immer wieder tolle Licht-Schatten-Spiel bot und tolle Blicke auf die umliegenden Höfe bot. Der Wald zeigte sich heute mal wieder von seiner besten Seite.

Nach einem weitern kleinen Anstieg erreichten wir den höchsten Punkt der Tour, welcher uns einen weiten Blick auf das Ruhrgebiet und Bochum sowie den Nächstebrecker Wasserturm bot. Dann ging es auch schon weiter, bevor die kuhigen Bewohner der Weide auf uns aufmerksam werden konnten.

Wandergruppe vor Strommasten am höchsten Punkt der Tour

Nun überquerten wir über eine Brücke die Schnellstraße, welche nach Hattingen führt und waren sehr schnell wieder in der vertrauten Landschaft. An einer großen Wiese entlang ging es nun wieder etwas bergab, bis wir den Paasbach erreicht, welche einen schönen Ort für eine kleine Verschnaufs- und Verpflegungspause bot. Gut die Hälfte der Strecke war hier zurückgelegt und wir genossen die angenehme Atmosphäre und erfreuten uns an den im Wasser tollenden Hunden.

Obersprockhövel ist einer von sechs Stadtteilen Sprockhövels und war auf Grund seiner Lage zwischen Ruhrgebiet (Kohle) und Wuppertal (Wirtschaftszentrum) ein guter Ort für die Kleineisenproduktion. Heute leben hier nur noch knapp 1600 Einwohner, welche meist in kleinen, versprenkelten Gemeinschaften oder Gehöften zu finden sind. Die anderen Stadtteile Sprockhövels sind Gennebreck, Haßlinghausen, Hiddinghausen sowie Niedersprockhövel und Niederstüter. Ingesamt hat Sprockhövel gut 25.000 Einwohner und wurde um das Jahr 1000 zum ersten Mal urkundlich erwähnt – unter dem Namen Spurkinhuvelo. Nimmt man das Wort auseinander, erschließt sich schnell der Sinn. Spurca (lateinisch) bedeutet Wachholder und huvele bezeichnet einen Hügel, demnach bedeutet Sprockhövel Wachholderhügel.

Weiter ging es entlang am Paasbach, bis wir den Bach verließen und erneut eine kleine Siedlung durchquerten – inklusive Ziegen. Bald danach erreichten wir eine Trasse, welche früher Teil der 22,4 km langen Bahnlinie zwischen Barmen und Hattingen war. Diese wurde 1884 von der preußischen Staatsbahn gegründet, um das bereits zuvor erwähnte kohle- und somit energiereiche Ruhrgebiet mit dem Wirtschaftszentrum Wuppertal zu verbinden. Der Personenverkehr wurde dann aber schon 1979 erwähnt, während für den Güterverkehr fünf Jahre später Schluss war. Heute ist die Trasse Teil des Bergischen Panoramaradwegs. An diesen schließt sich im Norden der Ruhrtalradweg an und im Süden liegt direkt der Bahnhof Schee, von wo aus die Nordbahntrasse startet bzw. endet.

Doch der Kontaktpunkt mit der gut frequentierten Trasse war nur von kurzer Dauer und für uns ging es direkt wieder in etwas abgelegeneres, bewaldetes Gebiet. Schöne Landschaften, hohe Bäume und Laub auf den Wegen sorgten für eine stimmungsvolle Atmosphäre und kurze Zeit später überquerten wir schon die Hauptstraße und fanden uns am Hofladen der Kornbrennerei Hegemann wieder. Überraschenderweise wurden auf dem Hof auch zwei Kamele gehalten, was die wohl hier tun?

Auf den folgenden, letzten zwei Kilometer überraschte uns noch ein Reh mit ihrem Kitz. Es war aber wohl auch etwas überrascht von unserer Gruppe und es blieb sehr aufmerksam, bevor es sich entschied, doch erst einmal den Rückzug anzutreten.

Verschrecktes Reh im Wald

In diesem Gebiet waren auch immer wieder trichterförmige Bodenvertiefungen im Wald zu erkennen – überraschenderweise sind auch diese Phänomene auf den Bergbau zurückzuführen. In diesem Fall lagen die Kohleflöze sehr nah unter der Oberfläche, so dass die Gebiete mit sehr einfach Schächten und primitiven Förderbedingungen erreicht werden konnten. Diese Schächten waren aber meist schlecht gesichert, so dass es zu Einbrüchen des Gebildes und den entstehenden Mulden kam. Diese Vertiefungen werden Pinge genannt und sind im gesamten südlichen Ruhrgebiet zu finden.

Kurze Zeit später hatten wir dann schon wieder den Startpunkt unserer zweistündigen Wanderung erreicht und fanden sogar noch einen erfahrenen Fotografen für ein tolles Gruppenfoto. Ich hatte wieder sehr viel Spaß und habe mich sehr gefreut, dass so viele nette Menschen mit mir unterwegs waren. Die sogar alle glücklich waren am Ende – besser geht es nicht. Ich freue mich auf das nächste Mal und Lars auch.